Luxatia 4. Welt-eSIM-Gipfel

Logo des 4. World eSIM Summit 2020

Einblicke in den 4. World eSIM Summit: Willkommen in der Zukunft

Vor wenigen Tagen wurde auf einer wichtigen Konferenz in Berlin, dem 4. World eSIM Summit, die Zukunft der eingebetteten SIM (eSIM) vorgestellt.

Auf der von Luxatia International organisierten Veranstaltung diskutierten führende Vertreter der eSIM-Welt die neuesten Entwicklungen auf diesem äußerst spannenden Gebiet.

Von branchenführenden Hersteller-Updates bis hin zu Sicherheitsbedenken und -lösungen: Hier ist Ihr Insider-Leitfaden zum 4. World eSIM Summit.

eSIM-Updates von Branchenriesen

Anfang des Jahres kündigte Motorola das erste reine eSIM-Smartphone namens RAZR 2020 an. Es ist das weltweit erste reine eSIM-Telefon und verfügt daher über keinen physischen SIM-Steckplatz. Nachdem es letzte Woche für 1500 US-Dollar auf den US-Markt kam, hat es anderen Herstellern die Möglichkeit gegeben, ihr Engagement für die eSIM-Technologie anzukündigen.

Neuigkeiten vom Gipfel: Nokia wird voraussichtlich Ende des Monats auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona seine erste Smartwatch mit eSIM vorstellen. Die Holdinggesellschaft HMD hat kürzlich ein Patent für eine eSIM-Funktion namens „SMILEY“ angemeldet, die sowohl für die Smartwatch als auch für das neue Smartphone vorgesehen sein soll.

Es wird interessant sein zu sehen, welche weiteren eSIM-Geräte in den nächsten Wochen auf den Markt kommen. Der MWC wurde aufgrund des Coronavirus abgesagt , dennoch ist davon auszugehen, dass es weiterhin Produkteinführungen geben wird.

eSIM-Anwendungen an den unwahrscheinlichsten Orten

Positiv zu vermerken ist, dass die Gastgeberstadt des Gipfels ihren Teilnehmern eine sehr gute Möglichkeit bot, eine reale eSIM-Anwendung in Form von eScootern kennenzulernen, die zum Mieten zur Verfügung standen.

Alles was man dafür tun musste, war, eine App herunterzuladen und seine Kreditkartendaten sowie die Nummer des gefundenen Rollers einzugeben. Über eine eSIM im Roller konnte dieser für den entsprechenden Zeitraum aktiviert werden und schon konnte man losradeln.

Die Möglichkeiten sind endlos.

Ebenso interessant ist, dass Jaguar Land Rover (JLR) seinen neuen Defender in Kürze mit zwei im Modell eingebauten eSIMS ausliefern wird: eine zur Steuerung der im Auto integrierten Telematikautomatisierung und die andere für das Infotainmentsystem.

Es wird offensichtlich nicht mehr lange dauern, bis jedes neue Fahrzeug über integrierte Kommunikationssysteme verfügt und somit ein vernetztes Auto ist. Und wenn schließlich der 5G-Dienst mit geringer Latenz verfügbar wird , wird das selbstfahrende Auto dank der eSIM Realität.

JLR vergleicht die beiden eSIMs geschickt mit den beiden Gehirnhälften:

„Wie beim Gehirn kümmert sich eine Seite des Systems um logische Funktionen, während die andere sich um kreativere Aufgaben kümmert.“

GSMA-Prognosen für die nächsten fünf Jahre

Die GSM Association (GSMA) , die für die eSIM-Standards und -Spezifikationen zuständig ist, präsentierte auf dem Gipfel eine Reihe von Forschungsergebnissen, die auf ein enormes Wachstum in diesem Bereich hindeuten:

  • 33 % der weltweit installierten Smartphones würden im Jahr 2025 über eine eSIM verfügen
  • In Europa wird prognostiziert, dass im Jahr 2025 fast die Hälfte aller 500 Millionen Smartphones mit einer eSIM ausgestattet sein wird.
  • Es wird erwartet, dass es bis zum selben Jahr rund 3 Milliarden Mobilfunkverbindungen zum Internet der Dinge (IoT) geben wird, was hauptsächlich auf den chinesischen Markt zurückzuführen ist.
Hand hält ein eSIM-fähiges Mobiltelefon

eSIM-Wachstum weckt Sicherheitsbedenken

Ein beträchtlicher Teil der Diskussionen auf dem Gipfel drehte sich um die Bedeutung der KYC-Anforderungen („Know Your Customer“) für die weltweite Akzeptanz der eSIM-Technologie.

Auf lange Sicht ist klar, dass die Regulierungsbehörden in den meisten Ländern es nicht akzeptieren werden, dass jemand einen mobilen Dienst kaufen und herunterladen kann, ohne dass eine Identitätsprüfung der kaufenden Person erfolgt.

Aus diesem Grund arbeitet die Branche an verschiedenen Methoden der ID-Verifizierung.

Diese sind identisch mit denen der Banken und beinhalten die Übermittlung von ID-Scans, die automatisiert verarbeitet werden. Diese Art der Authentifizierung kann in wenigen Stunden durchgeführt werden, kann sich jedoch durch die Einführung digitaler Authentifizierungsmethoden verkürzen.

Im Mittelpunkt vieler Ansätze zur rein digitalen Authentifizierung steht der Mobile Connect-Standard der GSMA.

Die Hauptakteure auf diesem Gebiet sind die eSIM-Hersteller, darunter Thales, die begonnen haben, eigene Plattformen zur ID-Verifizierung auf den Markt zu bringen.

Mit dem Ansatz, jeden Rückschlag in eine Chance zu verwandeln, wurde vorgeschlagen, dass eSIMs, wenn sie die ID-Authentifizierung vereinfachen könnten, universell in anderen Anwendungen eingesetzt werden könnten, die eine ID-Verifizierung erfordern.

In einigen Ländern werden die Sicherheitsanforderungen jedoch noch weiter verschärft. Beispielsweise verlangen türkische Vorschriften, dass sich der eSIM-Abonnementmanager (SM) tatsächlich in der Türkei befindet. Würde dieser strenge Ansatz von vielen anderen Ländern übernommen, würde dies die Einführung von eSIM-Diensten erheblich verlangsamen.

GSMA eSIM-Spezifikation in IoT- oder M2M-Anwendungen

Ein weiterer roter Faden der Präsentationen beim 4. World eSIM Summit war der Wunsch, die GSMA eSIM-Spezifikation für Verbraucher auch in IoT- oder M2M-Anwendungen einzusetzen.

Es ist klar, dass sich der Entscheidungsprozess hinsichtlich der Konnektivität beim Kauf eines IoT-Geräts vom „freien Markt“ stark von dem für ein von einem „Dienstanbieter“ bereitgestelltes IoT-Gerät unterscheidet.

Im ersten Fall entscheidet der Verbraucher über den Konnektivitätsdienst. Die größten Hindernisse hierfür sind die eingeschränkten Benutzeroberflächen (UI) von IoT-Geräten und die aktuelle Anforderung der GSMA-Spezifikationen nach „Benutzereinwilligung“.

Dies verhindert, dass der Benutzer einen QR-Code einfach wie bei einem Smartphone scannt. Es scheint allgemein anerkannt zu sein, dass die beste Lösung darin besteht, den QR-Code mit einem Begleitgerät (Smartphone) zu scannen und ihn über eine Bluetooth-ähnliche Technologie an das IoT-Gerät zu übermitteln.

Interessanterweise präsentierte ein Entwickler von Apple seine Arbeit an Web-Bluetooth unter Verwendung eines leichtgewichtigen Betriebssystems namens ZephyrOS, wobei dies durch die Aufteilung des LPA zwischen dem Begleitgerät und dem IoT-Gerät erreicht wurde.

Leider scheint die aktuelle Version der GSMA-Spezifikation dies nicht zu unterstützen.

IoT SAFE Initiative

Ein weiteres viel diskutiertes Thema auf dem World eSIM Summit 2020 war die IoT SAFE-Initiative der GSMA. Dabei handelt es sich um eine Methode zur Bereitstellung sicherer End-to-End-Kommunikation in IoT-Anwendungen mithilfe eines SIM STK-Applets.

ARM präsentierte seine Implementierungsmethode auf seiner ISIM-Plattform, während Oracle die Vorteile der Verwendung von Java betonte. Diese Anwendung ist nicht eSIM-spezifisch, da sie auf herkömmlichen herausnehmbaren SIMs und ISIMs verwendet werden kann.

Die nächste Iteration der eSIM-Technologie

Auf dem Gipfel wurde deutlich, dass hinsichtlich der nächsten Iteration der eSIM-Technologie und der Integration der eSIM-Funktionalität in das eigentliche System On a Chip (SoC), das das GSM-Modem enthält, ein Kampf im Gange ist.

ARM bewirbt seine ISIM-Lösung auf Basis des Kigen SIM-Betriebssystems stark, die Deutsche Telekom hat eine leichtgewichtige integrierte IoT-Lösung namens nuSIM auf den Markt gebracht, während GSMA und ETSI an einem Standard arbeiten. Die nuSIM reduziert die Profilgröße auf 500 Byte, ermöglicht so die Verwendung eines kleineren Speicherchips und sorgt für schnellere Downloads.

Viele Branchenakteure unterstützen derzeit offenbar mehrere Ansätze, da sowohl ARM als auch DT die Unterstützung der meisten großen Akteure für sich beanspruchen. Letztendlich dürfte es auf das hinauslaufen, was ARM und Qualcomm durchsetzen können, wobei Apple und möglicherweise auch ein Wörtchen mitzureden haben.

Es dürfte interessant sein, die Demonstrationen der verschiedenen Akteure auf dem MWC zu sehen.

Private LTE-Netzwerke durch eSIMs

Aufgrund der einfachen Lizenzerteilung in einigen Ländern scheint es einen wachsenden Markt für private LTE-Netze zu geben. Man war sich einig, dass die eSIM-Technologie die Registrierung in diesen privaten Netzwerken erleichtern würde. Es wurde sogar (vielleicht Wunschdenken) vorgeschlagen, dass private LTE-Netze WLAN-Netzwerke ersetzen könnten, wenn die eSIM eine flächendeckende, einfache Registrierung ermöglichen könnte.

Kommende Veranstaltungen und weitere Informationen

Insgesamt war der 4. World SIM Summit eine sehr informative und anregende Konferenz. Die Erwartungen an die Weiterentwicklung der eSIM-Technologie sind hoch, und in den nächsten Wochen dürfte es anstelle des Mobile World Congress zu Produktvorstellungen kommen.